Wochenbesinnung

Ostern – ein Fest mit Nachwirkungen

In diesen Tagen beginnen viele wieder die Gärten vorzubereiten für die Saat. Die Winterpause ist vorbei. Es lohnt sich wieder und ist eine Freude, den Boden zu bearbeiten. In Gedanken sieht man vielleicht schon die erste Ernte vor sich. Albert Schweitzer hat einmal gesagt, dass ein Grund für die Unruhe und Unrast in der Welt ist, weil viele Menschen nicht mehr mit der Erde direkt zu tun haben, sozusagen nicht mehr «geerdet» sind.

Idylle und Realität
Diese, wenn man so will Idylle, kontrastiert mit traurigen Erfahrungen von vielen Bauern und Bauersfamilien in Europa -ja auch auf der ganzen Welt. Viele haben Mühe, das zurückzubekommen, was sie mühevoll und mit viel Sorgfalt investiert haben. Im Gegensatz zu Produkten, die lange Zeit haltbar sind müssen Sie schnell verkaufen. Und das oft in Konkurrenz zu Konkurrenten aus dem Ausland, die viel billiger produzieren können. Das ist ein Nachteil, obwohl sie ja unsere Grundversorgung mit Lebensmitteln garantieren. So berichten Zeitungen über verzweifelte Bauernproteste überall. In Frankreich, habe ich selbst neulich erlebt, bildet man Ende des Monats, solidarisch «Ketten» von Hof zu Hof. Auch als Protest und als Mahnmal. Viele protestieren auch ganz still, wer redet davon in unserer lärmigen Medienwelt?

Verzweiflung
In Frankreich haben Arash Derambarsh und Éric La Chesnais schon 2017 ein Buch über die Bauernnot geschrieben. Sie sorgen sich. Die französische Landwirtschaft seien in Todesgefahr, Selbstmorde, das Verlassen des Hofs, zubetonierte Flächen, all das passiert. Riesige Molkereien und wenige Supermarktketten, die den Markt beherrschen, kämen zu dem Problem dazu. Früher, vor 60 Jahren, hätten in der Normandie 200 Hektar genügt um 40 Personen zu ernähren. Heute könne nur noch eine Person davon leben! Tage und Nächte dächten die Bauern und ihre Familien darüber nach. Auch die Zeitschrift «Le Monde» berichtete neulich im März beispielhaft über die Not der Bauern, auch durch übertriebene Bürokratie.
Was tun? Die Autoren raten eine Umkehr zur kleinräumigeren Landwirtschaft, kürzeren Lieferketten, regionalem Verkauf, um auch der Diktatur der internationalen Rohstoffmärkte zu entgehen, deren sich die Grossbauern in den USA und Brasilien unterworfen hätten. Noch ein Problem: Nur noch 3% der aktiven Bevölkerung Frankreichs ist noch in der Landwirtschaft tätig, im Gegensatz zu 25 Prozent im Jahr 1950. Welcher Politiker kümmere sich dann noch wirklich um diese Gruppe? So ist jeder gefragt, der sog. „Konsument“, wie er dazu Stellung nimmt.

Ostern
Vor zwei, drei Wochen haben wir Ostern gefeiert. Kalt gelassen hat es die Frauen ganz und gar nicht, was da am Kreuz gewaltsam und ungerecht geschah. Sie haben das Ende Jesu miterlebt und miterlitten. Seine Einsamkeit zum Schluss. Die Demütigung. Der Spott. Alle waren weggelaufen. All das war ihnen noch in Erinnerung, als sie zum Grab gehen wollten.
Was gab es noch zu tun? Sie wollten Jesus noch wenigstens das erweisen, was jetzt nach seinem Tod noch möglich war: Den Leichnam versorgen.
„Aber wer wälzt uns diesen Stein weg?“, das war das einzige, was sie sich jetzt noch fragten. Das war doch die Realität, oder? Der Stein, der Tod, die gekappte Beziehung, das anscheinend Endgültige.

Christus ist auferstanden!
Doch es kam anders. Christus ist auferstanden. Am Felsengrab erscheint den Frauen eine Gestalt, die es verkündigt. Ausgerechnet die verängstigten Frauen bekommen den Auftrag, die Auferstehung Jesu zu verkündigen. Sie können es gar nicht fassen.
Und Christus erscheint auf wundersame Weise den ersten Jüngern. So wie er gesagt hat: „Siehe ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28, 20) Oder: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen sein, ich will euch erquicken“ (Matthäus 11, 28).
So erscheint er gewiss auch heute, lässt sich nicht aufhalten, unter schwierigsten Bedingungen. Will zu jedem von uns kommen und auch zu den Fernsten. Schliessen wir uns den Frauen an? Sind wir auch ängstlich? Gilt nicht, was der Apostel Paulus im Philipperbrief schreibt: „Ich vermag alles durch den, der mich stark macht.“ (4,13).

Ich wünsche Ihnen gute Wochen nach Ostern
Ihr Hans Walter Goll

 

Gebet:
Jesus Christus, wir feiern Deine Auferstehung.
Geh in alle Welt mit Deinem Frieden.
Versöhne die Welt.
Komm auch zu mir und den meinen. Auch zu den anderen.
Baue deine vielfältige Kirche – und fange bei mir an.
Bring mich auf den Weg der Erneuerung und des vollen Lebenssinns.
Amen.

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